Von Sven Windmann | 06.02.2025, 17:06 Uhr
Das Bündnis Deutschland will die Lücke schließen zwischen der CDU und der AfD. Radikale Positionen lehne man dabei ab, sagt Landesvorsitzender Stefan Andresen aus Handewitt, der als Direktkandidat für die Bundestagswahl im Wahlkreis Flensburg-Schleswig antritt.
Für Stefan Andresen gibt es nur diese eine Möglichkeit. „Wenn es das Bündnis Deutschland nicht gäbe“, sagt er, „würde ich bei der Bundestagswahl niemandem meine Stimme geben.“ Denn: Die etablierten Parteien hätten lange genug bewiesen, „dass sie es nicht können“. Und die AfD? „Die ist mir teilweise zu heftig“. Also hat er sich für etwas entschieden, was wohl irgendwo dazwischen liegt. 2022 trat er dem Bündnis Deutschland bei, gründete danach den Landesverband mit und tritt nun – als Landesvorsitzender – als Direktkandidat für die junge Partei im Wahlkreis Flensburg-Schleswig an.
Ist die junge Partei die „Alternative zur Alternative“?
„Ich nenne uns immer eine Start-up-Partei“, sagt Andresen mit Blick auf die kurze Historie des Bündnisses, das von ehemaligen Mitgliedern der Freien Wähler, aber auch der CDU, FDP und AfD hervorging. „Viele von uns hatten die typischen Strukturen und Seilschaften satt. Ich auch.“ Dass dabei eine Art zweite AfD herausgekommen ist, streitet der 46-Jährige aber ab. „Wir sind eine demokratische Partei, und wir sind nicht die neue AfD“, betont er. Vielmehr sei man die „Alternative zur Alternative“.
Dennoch, gibt er zu, müsse er sich immer wieder rechtfertigen für sein Engagement für das Bündnis Deutschland. Fast täglich gebe es Diskussionen oder gar Anfeindungen, auch familienintern habe er Vorurteile gegen die Partei widerlegen müssen. „Aber ich bin überzeugt von diesem Weg. Und wenn ich etwas mache, dann mache ich es auch richtig.“
Erfolgreicher Unternehmer mit fast 300 Mitarbeitern
Das gelte auch für seinen beruflichen Werdegang. Aus einer „guten festen Anstellung“ heraus, habe er sich vor zehn Jahren selbstständig gemacht. Damals ging seine Marketingagentur Care4as mit vier Mitarbeitern an den Start. Inzwischen beschäftigt Andresen fast 300 Mitarbeiter an zwei Standorten in Flensburg sowie in Neumünster und bedient von dort aus unter anderem als Callcenter-Anbieter Kunden in ganz Deutschland.
Beruf und Politik versucht er dabei so gut wie möglich zu trennen. Natürlich wüssten seine Mitarbeiter um seinen Einsatz für das Bündnis Deutschland. Auch gebe es hin und wieder politische Gespräche oder gar kritische Nachfragen. Ein Problem sei das aber nicht. Vielleicht auch deshalb, weil er sich deutlich gemäßigter und sachlicher gibt als etwa der Bundesvorstand, der unter anderem mit ehemaligen AfD-Politikern besetzt ist.
Beispiel: Einen Aufnahmestopp für Migranten lehnt Andresen ab. Auch von einem Über-einen-Kamm-Scheren von Asylbewerbern halte er nichts. „Längst nicht alles Grausame, was hier passiert, hat einen Migrationshintergrund“, sagt er. Dennoch sei er dafür, „genauer hinzusehen, wer in unser Land kommt“. Man könne nicht einfach Tür und Tore öffnen.
Gegen Koalitionen und Fraktionszwang
Das jüngste Vorpreschen in der Migrationsfrage von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hält er deshalb für richtig. Die Kritik, dass die Christdemokraten dafür die Zustimmung der AfD akzeptiert hatten, teilt er nicht. „Ich finde, jeder Abgeordnete sollte nur sich selbst und seinem Gewissen verpflichtet sein“, sagt Andresen. Koalitionen oder einen Fraktionszwang halte er deshalb für grundsätzlich falsch. Es müsse vielmehr immer nur um die Sache gehen. „Wenn eine Idee gut ist, ist es doch völlig egal, wer sie äußert.“ Genau so sollten von Einzelfall zu Einzelfall Mehrheiten entstehen. Das sei sein Verständnis von Demokratie.
Dass das Bündnis Deutschland beim Ausgang der Bundestagswahl dennoch keine große Rolle spielen wird, weiß auch Andresen. Man rechnet mit einem Ergebnis unter einem Prozent. Für seinen Wahlkreis aber erhofft er sich deutlich mehr Stimmen. Fünf Prozent, sagt er, „das wäre schon gut“. Zumal er fest daran glaube, dass seine Partei mit Inhalten überzeugen kann. Man sei noch jung, und wer weiß, wie es sich bis zur nächsten Bundestagwahl in (wahrscheinlich) vier Jahren weiterentwickelt. „An meine Firma hat anfangs auch kaum jemand geglaubt. Ich sehe es mit der Partei ähnlich. Wir sind da auf einem guten Weg.“